Auf der Suche nach dem Nationalpark

09. Januar 2017

Der SPD-Kreisverband Main-Spessart hatte das Jahr 2017 mit einer geführten Spessartwanderung eingeläutet. Kreisvorsitzender Sven Gottschalk hatte unter dem Motto „SPD-Auf der Suche nach dem Nationalpark“ in den Rohrbrunner Forst eingeladen, um vor Ort das Thema Nationalpark, das die SPD bereits Ende letzten Jahres mit einer Informationsveranstaltung mit Bürgermeistern und Fachverbänden in Rothenbuch behandelt hatte, zu vertiefen. Interessierte aus den Landkreisen Main-Spessart und Aschaffenburg schlossen sich der sachkundigen Führung durch Micheal Kunkel vom Bund Naturschutz aus Heigenbrücken an.

Auf der Suche nach dem Nationalpark

Kunkel dokumentierte an verschiedenen Standorten des wunderschönen Laubwaldes auf der Lärchhöhe und dem Totenkupp im sogenannten Heisterblock, einem der ältesten Waldbestände Mitteleuropas, anhand von Fotos verschiedene Vegetationsstufen und insbesondere die nutzbringende Funktion von Totholz. Die explodierende Artenvielfalt von Insekten, Käfern, von Schwämmen und Pilzen, aber auch der Lebensraum der Spechte und des Halsbandschnäppers faszinierte die Waldspaziergänger.

Natürlich bewegte an den Standorten der jahrhundertealten Eichen die Frage nach deren langfristiger Überlebensexistenz in einem durch Buchen dominierten Nationalpark. Für Heidi Wright, die sich von Anfang an als Befürworterin eines Nationalpark Spessart stark gemacht hat, stellt allein die Gesamtgröße des Spessarts von 240 000 ha im Gegensatz zu einem möglichen Nationalpark Spessart in der Größenordnung von rund 10 – 11.000 ha nicht eine wirkliche Bestandsgefährdung der Eiche dar. Diese Bestandsgefährdung wurde in der Vergangenheit, nach Aussage des stellvertr. Landesvorsitzenden des Bund Naturschutz, Sebastian Schönauer (Rothenbuch), vielmehr durch extensive Holzwirtschaft verursacht: „Der Tod der Eiche ist die Motorsäge“. Gerade die unermüdlichen Anstrengungen des Bund Naturschutz in den vergangenen Jahrzehnten haben nach Darstellung Schönauers zur stärkeren Unterschutzstellung von Waldlagen im Spessart und damit zur Erhaltung von Eichen geführt.

Für Heidi Wright ist ein weiterer Nationalpark in Bayern, und zwar explizit in einem großen Laubwaldbestand, zur Erfüllung der Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes und des Übereinkommens über biologische Vielfahrt (Biodiversitätskonvention) notwendig, und der Spessart erfüllt nach ihrer Meinung hierfür gute Voraussetzungen. Als ehemalige Bundestagsabgeordnete berichtete sie aus ihren Erfahrungen als Waldberichterstatterin ihrer Fraktion im Deutschen Bundestag über die heftigen Auseinandersetzungen im Bayerischen Wald, der vor mehr als 20 Jahren im dortigen Nationalpark von einer schier existenzbedrohlichen Borkenkäferplage heimgesucht wurde. „Die Ängste dort konnten überwunden werden und die Waldwildnis hat ihren eigenen übergeordneten Wert erlangt, der für Natur und Region von Vorteil ist“, so Wright. Dass es neben Vorteilen natürlich auch Beeinträchtigungen für Anliegergemeinden in den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart geben wird, darf nach Aussage von Kreisrat Harald Schneider (Karlstadt) nicht unter den Tisch gekehrt werden: „Hierfür muss und wird es Lösungen und Ausgleich geben.“

Für die SPD ist es wichtig, dass zügig und konzentriert alle Fragen behandelt werden, damit es in diesem Jahr zu einer definitiven Entscheidung kommen kann. Kreisvorsitzender Gottschalk: „Sobald die Antwort über den umfangreichen Fragenkatalog unserer Abgeordneten Fehlner und Rosenthal aus der Staatsregierung in München vorliegt, werden wir zu einer weiteren Informationsveranstaltung einladen.“

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