Main-Spessart/Ebersberg. Der Kreistag Main-Spessart hat sich auf Antrag der SPD-Kreistagsfraktion wiederholt mit dem Thema Carsharing beschäftigt. Michael Kohlbrecher, zuständig unter anderem für den Klimaschutz im Landkreis, hat seine Vorstellungen, die mit der Nahverkehrsbeauftragten Monika Mützel abgestimmt waren im Wirtschaftsausschuss des Kreistages erläutert. Carsharing auf Basis von Elektroautos sieht er als Zukunftsmodell im Landkreis. Ein Blick über die Landkreisgrenze hinaus zeigt, dass der Landkreis Ebersberg in Sachen Carsharing eine Spitzenstellung in der Bundesrepublik einnimmt, allerdings mit Fahrzeugen herkömmlicher Verbrennungsmotoren. Stellvertretetender Landrat, Harald Schneider und Kreisrätin Heidi Wright informierten sich vor Ort in Ebersberg über die Erfolgsstory.
Landkreis Ebersberg: Spitzenstellung im Carsharing
"Allein 11 Vereine gibt es im Landkreis, die das Autoteilen anbieten", so Klaus Breindl, Sprecher der Projektgruppe Carsharing im Landkreis. Bereits 1992 hat er in Vaterstetten den ältesten Verein Bayerns (in Freising und Bamberg sind in etwa zu gleichen Zeit ebenfalls Carsharing-Vereine entstanden) zum Autoteilen gegründet. Die Vereine zusammen kommen mittlerweile auf fast 1000 Mitglieder. In Vaterstetten wurde auch ein Buchungssystem entwickelt, auf das deutschlandweit schon 40 Vereine zurückgreifen. MdL Doris Rauscher, SPD-Abgeordnete aus Ebersberg, unterstützt die Bemühungen zum Carsharing schon seit vielen Jahren und ist von der Idee begeistert. «Wir müssen weg, von der autozentrierten Mobilität der bisherigen Art» so die SPD-Abgeordnete aus Ebersberg. Klaus Breindl, von der Süddeutschen Zeitung als «Carsharing Papst» bezeichnet, hält zur Zeit noch nicht viel davon, alleine auf das Elektroauto beim Autoteilen zu setzen. «Es wird von den Menschen noch nicht als vollwertiger Ersatz für einen normalen PKW gesehen. Dies funktioniert vielleicht in der Stadt, aber nicht auf dem Lande,»so Breindl. Einige E-Auto Projekte wurden schon wieder eingestellt.
Sharing-Projekt von Vereinen getragen
Wichtig ist die Feststellung, dass sämtliche Projekte von eingetragenen Vereinen getragen werden. Die Gemeinnützigkeit wurde den Vereinen bundesweit nicht gewährt, wie der Bundesfinanzhof entschieden hat. Dies spielt jedoch kaum eine Rolle. Genossenschafen oder Gesellschaften des bürgerlichen Rechts sind nach Auffassung von Klaus Breindl zu kompliziert. «Alle Carsharing-Vereine laufen nur wegen des bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements,» so der Projektgruppensprecher. Ganz besonders hebt Harald Schneider hervor, dass alle Vereine davon profitierten und die Kommunen allesamt hinter den Projekten standen, kostenlos Parkraum zur Verfügung gestellt haben und selbst Mitglied in den Carsharing-Vereinen wurden. So nutzen manche Kommunen Fahrzeuge aus der Carsharing-Flotte und können dadurch Dienstfahrzeuge einsparen. Auch der Landkreis könnte einen solchen Verein beitreten und dadurch eigene Fahrzeuge einsparen.
Heidi Wright findet den Nutzereffekt verblüffend, denn Carsharing-Nutzer fahren kostengünstiger, da nicht für das Auto bezahlt wird, sondern nur für die gefahrenen Kilometer. Klaus Breindl macht deutlich, dass Autobesitzer bereits schon eine Menge Geld los sind, bevor sie einen einzigen Kilometer gefahren sind. Kaufpreis, Zulassung, Garage/Stellplatz, Kundendienst, TÜV/ASU, Steuer und Versicherung. Dazu die Rücklagen für den Neukauf eines PKW in ein paar Jahren. Auto-Teiler haben keine Scherereien mit Kundendienst, TÜV oder Reperaturen. Im Schnitt entfallen 5 bis 8 Nutzer auf ein Carsharing-Auto. Letztendlich bedeutet Carsharing, dass mehr Mobilität mit weniger Fahrzeugen möglich ist, denn wer sein Auto teilt, fährt bis zu 50 Prozent weniger als mit dem eigenen PKW.
Carsharing-Initiative auch für den Landkreis Main-Spessart
Auf keinen Fall solle das Carsharing im Landkreis eine Konkurrenz zum Öffentlichten Personennahverkehr darstellen. Im Gegenteil hier es ist als Ergänzung zum ÖPNV zu sehen. Daher unterstützt der Münchner Verkehrsverbund (MVV) die 36 Autoteiler im MVV-Gebiet. Als nächstes sollte noch im Herbst ein Treffen in Karlstadt organisert werden, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Daran müsste neben Michael Kohlbrecher auch Klaus Breindl als der Verantwortliche im Landkreis Ebersberg teilnehmen. Mittelfristig soll es dann zur Gründung eines Vereins kommen. In die dann zu schaffende Infrastruktur könnten bereits vorhandene Fahrzeuge, wie die Elektroautos der Energieversorgung eingebunden werden. «Gerade die jetzige Klimadiskussion um den CO ²-Ausstoß macht das Carshring sinnvoll. Pro Jahr spart jeder Carsharing-Teilnehmer rechnerisch rund 290 Kilomgramm CO² ein,» so Heidi Wright abschließend.