Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion und des SPD-Kreisvorstandes besuchten das Haus St. Michael in Neustadt und dort die beiden seit März 2015 vom Landkreis eingerichteten Wohngruppen mit 24 minderjährigen Flüchtlingen (UMF). Stellv. Einrichtungsleiter/in Andreas Mayer und Heike Mühlberger, Gruppenleiter Martin Schauder und vor allem Matthieu aus dem Kongo und Mohamad aus Syrien besprachen mit den Kommunalpolitikern ihre Situation. Als Hauptaufgabe sehen die Jugendlichen ihre schulische Bildung und die Aussicht auf Integration in den Arbeitsmarkt. Somit steht der Schulbesuch in der Mittelschule in Lohr, der Sprachunterricht und die Berufspraktika im Vordergrund, gleich gefolgt von Sport, Fahrradfahren, Fußball, Basketball, Boxen.
Sehr positiv hervorgehoben wurde die Offenheit der Neustadter Bevölkerung und die gute Versorgung und Unterbringung im Haus St. Michael. Dort gibt es ein gemeinsames Mittagessen, Frühstück wird individuell selbst gemacht, abends wird in den Wohngruppen gemeinsam füreinander gekocht. Lieblingsessen ist Hähnchen, mit Pommes und viel Ketchup. Matthieu gestand, dass es mit seinen kongolesischen Kochkünsten nicht sehr weit her ist, hingegen koche Gruppenbetreuer Giovanni sehr sehr sehr gut.
In dem Fachgespräch interessierten sich die SPD Besucher insbesondere für die pädagogische und Integrationsarbeit im Haus. Andreas Mayer erläuterte, das es vor allem darum geht, den Jugendlichen Perspektiven zu eröffnen und diese an berufliche Ausbildung heranzuführen, was in guter Zusammenarbeit mit der Schule und auch Betrieben gelinge. So gibt es insgesamt bereits 4 qualifizierende Schulabschlüsse und ein Jugendlicher habe seit neuestem eine Ausbildungsstelle in Neuhütten, wofür er jeden Morgen um 04.30 Uhr aufstehen muss.
Martin Schauder beschreibt den schwierigen Lebens- und Fluchtweg der Jugendlichen, die durchweg traumatisiert seien, aber es dennoch gelinge, erfolgreich mit ihnen zu arbeiten. Gerade die Kontinuität dieser Arbeit sei wichtig und letztlich der Garant für die dauerhafte Stabilisierung der Jugendlichen und ihre berufliche Integration ist stellv. Landrat Harald Schneider überzeugt.
„Wenn die Jugendlichen grundsätzlich mit 18, also der formalen Volljährigkeit, aus der Betreuung herausgenommen werden, werden viele scheitern“, ist die klare Erkenntnis von Andreas Mayer.Vielmehr, so die übereinstimmende Forderung, soll die Hilfe für jugendliche Volljährige in ähnlicher Form wie bei der regulären Unterbringung und Betreuung der UmF-Jugendlichen fortgeführt werden, mit dem Ziel, die Hilfe nach und nach zu verringern, um eine komplette Selbständigkeit der jungen Menschen zu erreichen. Heidi Wright, Mitglied im Jugendhilfeausschuss hatte diese Problematik bereits gegenüber dem Landratsamt angesprochen. Von dort wurde mit einer Stellungnahme des Sozialministeriums geantwortet, dass …angesichts des weiter zu erwartenden Zustroms… die Verlegung Volljähriger (mit 18) in eine Gemeinschaftsunterkunft vorzunehmen sei. Dies ist jedoch nach übereinstimmender Fachmeinung und auch nach Überzeugung der SPD-Politiker mehr als kontraproduktiv. A. Mayer: „wir wollen unsere gute Arbeit zu Ende bringen“ und Heidi Wright ist überzeugt, dass nur so eine „win-win-Situation auch für unsere Gesellschaft entstehen kann, denn, so Wright gegenüber den Jugendlichen: „Wir wollen Euch in unserem Landkreis behalten“.
Kreis- und Stadträtin Ruth Steger, Stadträtin Ruth Emrich aus Lohr, und Sven Gottschalk, Mitglieder im dortigen Arbeitskreis Asyl, lobten die gute Integrationsarbeit der Lohrer Mittelschule und forderten die Installierung der zweiten Berufsschulklasse für UMF in Lohr.