SPD Main-Spessart im Gespräch mit Kreis-DEHOGA Vorsitzendem Eberhard Imhof

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Foto: Christoph Müller

08. August 2021

„Wo drückt der Schuh im Hotel- und Gaststättengewerbe?“, das wollte der Kreisverband der SPD-Mainspessart um die beiden Vorsitzenden der Pamela Nembach und Sven Gottschalk, wissen. Deshalb traf sich der SPD-Kreisvorstand in seiner ersten Präsenzsitzung in diesem Jahr mit Eberhard Imhof, dem Kreis-Vorsitzenden des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA). Am Gespräch nahm auch der Gemündener Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel teil, der als Mitglied des Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag die Probleme, vor die die Corona-Schutzmaßnahmen Hotellerie und Gastronomie stellen, kennt. Ziel des Gesprächs war es, aktuelle Herausforderungen der Branche und konkrete Unterstützungsmöglichkeiten zu besprechen.

Bernd Rützel: „Klar ist: Die Gastronomie ist die wohl am stärksten von Corona betroffene Branche überhaupt. Sie stand deshalb für uns im Bund von Anfang im Fokus der wirtschaftlichen Hilfen.“ Dass diese Hilfen in den allermeisten Fällen angekommen sind und eine echte Hilfe waren und sind, würdigt auch Eberhard Imhof. Das gelte vor allem für das Kurzarbeitergeld: „Wir konnten so unseren Angestellten ein Mindestmaß an Sicherheit geben. Das hat uns und ihnen sehr geholfen.“ Rützel ergänzte: „Das Kurzarbeitergeld ist ein extrem wichtiges Instrument und wird immer noch genutzt.“

Nach Aussage von Imhof plage viele Gastronomen die Sorge, dass erneut Schutzmaßnahmen bis hin zu Schließungen erforderlich würden. Auch einige der derzeit in Bayern geltenden Maßnahmen seien nur schwer nachvollziehbar. Imhof: „Die Unsicherheit und als sinnlos empfundene Auflagen, z.B. die Maskenpflicht im Außenbereich, schlagen in der Branche auf die Stimmung. Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich schlecht und ungerecht behandelt – trotz der wirksamen finanziellen Unterstützung.“

Aktuell sei die Auslastung aber gut, so Imhof weiter. Vor allem der Radtourismus boome im Landkreis. Schon 2020 sei eine gute Saison gewesen, im laufenden Jahr liege die Zahl der Gäste noch einmal deutlich über denen des vergangenen Jahres. Imhof: „Die Gäste wollen Qualität, gerade bei den Speisen. Das ist auch mir wichtig. Ich weiß, wo meine Ware herkommt. Das Fleisch kaufe ich beim Händler um die Ecke und nicht bei Großanbieter.“

Schwierig sei es, geeignetes Personal zu finden. „Auszubildende verdienen in der Gastronomie schon im 1. Ausbildungsjahr über 1000 Euro Ausbildungsvergütung. Aber, die Arbeitszeiten halten viele Jugendliche davon ab, diesen Beruf zu ergreifen.“, so Imhof. Als sehr interessant und als weiter zu verfolgen, empfand daher Kreisrat Christian Holzemer die von Imhof erwähnten Überlegungen Berufsbilder in der Branche neu zu definieren und zu beschreiben.

Auch Sven Gottschalk, der selbst aus einer Gastronomen-Familie kommt und über viel eigene Erfahrung in der Branche verfügt, kennt das Problem. Wichtig ist ihm: „Wir müssen für gute Arbeitsbedingungen und eine passende Infrastruktur sorgen, dann können wir die Leute auch halten und neue gewinnen.“ Das kann Rützel als Experte für Arbeitsmarktpolitik bestätigen: „Minijobs als Zuverdienst sind okay. Sind sie aber Haupt-Einnahmequelle, wird es eng. Die Überraschung kommt, wenn kein Kurzarbeitergeld bezahlt wird und auch die Rente durch diese Jobs nicht steigt.“ Eine sichere Zukunft biete diese Art von Beschäftigungsverhältnis in der Regel nicht.

Rützel weiter: „Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent ist richtig und muss dauerhaft gelten. Die Wertschöpfung für Essen ist gering und die damit erweiterte Finanzspange kann für bessere Arbeitsbedingungen oder mehr Ertrag genutzt werden.“ Der von 19 auf 7 % reduzierte Steuersatz für Speisen in Restaurants gilt seit Juli 2020. Anfang dieses Jahres hat der Bundestag auf Vorschlag des Koalitionsausschusses beschlossen, die Ermäßigung zunächst bis zum 31. Dezember 2022 zu verlängern.

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