Informationsveranstaltung zum Stromnetzausbau in Karlstadt
„Im Rahmen der Energiewende wird immer wieder über die Versorgungssicherheit debattiert. Für uns ist klar: diese muss perspektivisch und langfristig gewährleistet sein, weshalb jetzt keine Zeit mehr zu verlieren ist und es mit der Trassenkorridorfindung und Umsetzung vorangehen muss“, bekräftigte der SPD-Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Main-Spessart, Sven Gottschalk, am Rande der Bürgerinformationsveranstaltung zum Stromnetzausbau in Karlstadt.
Dass die Kreis-SPD nahe am Thema dran ist, zeigte nicht nur die Tatsache, dass zahlreiche Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion und des SPD-Kreisvorstandes vor Ort waren, um neue Informationen aufzunehmen und offene Fragen zum Stromnetzausbau zu klären. Vielmehr geht das Ziel des Landkreises Main-Spessart, bis zum Jahr 2035 energieautark zu sein und sich selbst mit lokalen, erneuerbaren Energien zu versorgen auf eine Initiative der SPD zurück. Da solch eine dezentrale Versorgung in Main-Spessart aber lediglich bilanziell und kaum real zu jeder Zeit möglich sein wird, ist der Netzausbau unumgänglich. „Die 10-H-Regel der Staatsregierung hat ihr übriges getan, dass eine dezentrale Energieversorgung in Bayern kaum mehr möglich ist. Für unsere Region ist der Netzausbau daher enorm wichtig, was an den Beispielen Glashütte und den beiden Zementwerken in Main-Spessart deutlich wird: diese drei benötigen jeder für sich allein so viel Strom wie der gesamte Landkreis Main-Spessart zusammen“, erklärte Gottschalk.
Unstrittig ist in der SPD auch der im Dezember 2015 beschlossene Vorrang für Erdkabel anstelle von Freileitungen. Franz Wolf, Vorsitzender der SPD-Kreistagfraktion, war damals mit dem Gemündener SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel in Berlin gewesen, um mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel über die Erdverkabelung zu sprechen: „Dort wurde uns direkt volle Unterstützung zugesagt.“ Zudem war im vergangenen Jahr Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auf Einladung von Bernd Rützel in den Sinngrund gekommen, um über die Stromtrassen zu sprechen. Dort konnte der Abgeordnete verdeutlichen, dass Erdkabel mehr Akzeptanz in der Bevölkerung haben als Freileitungen. Gut ein Jahr später sollen nun im Herbst die Vorschläge zur Trassenführung bekannt gegeben und anschließend wieder die Öffentlichkeit beteiligt werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu Auswirkungen einer Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz, die bisher weitgehend Neuland war, laufen noch. Einige Ergebnisse wurden in Karlstadt vorgestellt. So sind beispielsweise befürchtete Auswirkungen auf landwirtschaftlich genutzte Böden weitgehend vernachlässigbar, wie von den Veranstaltern der Initiative „Bürgerdialog Stromnetz“ (BDS) zu erfahren war: so wurden eine geringe Drainagenwirkung der bis zu 130 mm dicken Stromkabel und um 2-3 Grad erhöhte Temperaturen im direkten Umfeld der Leitungen festgestellt. Einer Bio-Zertifizierung landwirtschaftlich erzeugter pflanzlicher Produkte in diesen Bereichen stehe entsprechend nichts im Wege, verwiesen die BDS-Mitarbeiter auf ihre Unterlagen.
„Die Veranstaltung war eine gute Sache, um sich umfassend und kundig zu informieren. Auf dieser Grundlage sind wir zuversichtlich, dass der Prozess der Trassenkorridorfindung unter weiterer Einbindung der Öffentlichkeit mit der Zustimmung der Bürger zu einem guten Ende kommt“, resümierte Gottschalk abschließend.
Weitere Informationen gibt's hier:
Szenariorahmen für die Netzentwicklungspläne Strom 2017-2030 (PDF, 7,26 MB)