„Ich würde das Volksbegehren Artenvielfalt sofort unterschreiben, wenn ich dürfte“. Ein klares Statement von Nachwuchsimker Tobias Karl aus Frammersbach. Unser stellvertretender Kreisvorsitzender Florian Sauer, der die SPD im MSP-Aktionsbündnis zum Volksbegehren als Sprecher vertritt hat mit dem 15-Jährigen und dem Vorsitzenden des örtlichen Imkervereins, Peter Peiffer, gesprochen. Gemeinsam wollen sie auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam machen. Ab sofort sind bis zum 13.2.2019 alle wahlberechtigten Bürger in Bayern aufgerufen, das Volksbegehren in ihrem Rathaus zu unterschreiben. Gut eine Million Unterzeichner sind notwendig, damit es zum Volksentscheid kommt.
Während sich Jugendliche in Tobias Alter typischerweise einen Hund oder eine Katze als Haustier wünschen, ist der Schüler stolzer Hüter über aktuell sieben Bienenvölker. Vor drei Jahren fing alles an: beim Besuch des jährlich stattfindenden Imkerfestes festigte sich seine Neugier, woraufhin Klaus Amrhein, einer der örtlichen Imker, Tobias einen Ableger zur Verfügung stellte. Innerhalb kürzester Zeit wuchs sein Bestand auf fünf Völker an. Im ersten Jahr schaute Amrhein regelmäßig einmal die Woche bei Tobias vorbei, um ihn bei der Aufzucht und Pflege zu unterstützen. Mittlerweile hat sich der Schüler ein umfangreiches Wissen angeeignet und ist ein richtiger Experte in Sachen Bienen. „Tobias macht das perfekt: er geht zu vielen Fortbildungen und hat gleich zu Beginn sogar ein Ackerstück als Blühwiese eingesät“, lobt Peiffer und greift damit eine der Forderungen des Volksbegehrens auf. Zehn Prozent des Grünlands sollen künftig zu Blühwiesen werden, die mit der Vielfalt an heimischen Pflanzen die benötigten Futterquellen für Bienen und viele andere Insekten sicherstellen. Dazu wird die Staatsregierung den Landwirten ein gutes Angebot unterbreiten müssen. Ähnliches gilt für den geforderten Biotopverbund. Auch hier wird der Bayerische Staat Flächen benötigen und allen Landwirten ein wirtschaftlich lukratives und langfristiges Angebot über geeignete Förderprogramme machen müssen.
„Das Volksbegehren ist also gerade auch im Interesse der kleinen bäuerlichen Familienbetriebe, die im Wettbewerb mit den großen Agrarbetrieben, die Intensivlandwirtschaft betreiben, häufig die Verlierer sind “, meint Sauer. Das betreffe auch die staatliche und EU-Förderpolitik, die generell geändert werden müsste. Peiffer ergänzt, dass das Verhältnis zu den Landwirten vor Ort insgesamt Recht gut sei und Rücksicht aufeinander genommen werde. Auch sei das Bewusstsein da, dass ohne Bestäuber, also ohne Insekten, keine Pflanzen wachsen. Industrielle Bienenhaltung, wie in den USA, oder gar Blütenbestäubung in Kleinarbeit durch den Menschen, wie in Teilen Chinas, wo Bienen bereits ausgestorben sind, seien hingegen der Gipfel verfehlter Agrarpolitik. Hier sei es wichtig, den eigenen Konsum zu hinterfragen und auf Produkte aus biologischem Anbau, wie beispielsweise demeter oder Naturland, zu setzen.
Und was machen die Bienen eigentlich im Winter? Sie bilden eine Wintertraube, ziehen sich eng zusammen, wärmen sich gegenseitig und Schützen ihre Königin, weiß Tobias. Ein gutes Vorbild für eine solidarische Lebensweise, von der wir uns Menschen ein großes Stück abschneiden könnten, finden die drei.
Alle Infos zum Volksbegehren Artenvielfalt gibt's hier