Zu einer energiepolitischen Exkursion zum Bürgerwindstandort Retzstadt und einem anschließenden Fachgespräch hatte die Energie-AG des SPD Kreisvorstand eingeladen. Kreisrätin Heidi Wright begrüßte hierzu u. a. den Geschäftsführer der Wust-Wind-Sonne GmbH Erich Wust, den Vorstandsvorsitzenden der Bürgerwindenergie Retzstadt GmbH & Co KG Karl Gerhard und den Klimaschutzbeauftragten des Landkreises Michael Kohlbrecher.
Der Windpark Retzstadt mit seinen fünf Anlagen und in unmittelbarer Nachbarschaft die zwei Anlagen der Bürgerwind Arnstein-Binsfeld bildeten die Kulisse für die Informationsrunde zu den technischen Fragen der Windkraftanlagen. Karl Gerhard berichtete über die ersten Überlegungen im Jahre 2010 in Retzstadt und das von Anfang an starke Interesse aus der Bevölkerung, weshalb es möglich war, 190 Gesellschafter zu gewinnen und mit der Fa. Juwi als leistungsstarker Projektentwickler die Genehmigungsplanung zügig umzusetzen und Ende 2014/Anfang 2015 die Windräder in Betrieb zu nehmen.
Mit der Firma Wust Wind und Sonne, die an mehr als 30 Standorten auch über Bayern hinaus Energiestandorte betreut, hatte man einen erfahrenen Betriebsführer für die Finanzierung und den laufenden Betrieb gefunden. Wust führte aus, dass der prognostizierte Windertrag der Anlagen um 10 – 20 % überschritten und somit ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird. Technische Entwicklungen gewährleisten nicht nur die Sicherheit bei Orkanwinden sondern auch eine vorbildliche Berücksichtigung z. B. der Fledermäuse. Bürgerenergiegesellschaften und der ländliche Raum seien der Schlüssel der Energiewende und müssten daher auch beim Bundesgesetzgeber in Bezug auf Sonderausschreibungen weiter Berücksichtigung finden, mahnte Heidi Wright.
In der Gesprächsrunde führte Kreisvorsitzender Sven Gottschalk aus, dass es der SPD ein wichtiges und kontinuierliches Anliegen ist, den Klimaschutz insgesamt, aber auch im Landkreis Main-Spessart voranzubringen. Nicht zuletzt landesweite Schülerproteste seien auch für Kommunalpolitiker Verpflichtung, zukunftsverantwortlich zu handeln. Der ländliche Raum müsse daher vor allem die Potentiale in der Energiepolitik nutzen, weshalb die 10-H-Abstandsreglung völlig an den Notwendigkeiten und letztlich am Erreichen selbstgesteckter Klimaziele vorbeigehe. Mit 1161 Windrändern in Bayern, davon 252 in Unterfranken und 43 im Landkreis Main-Spessart habe man sich jetzt im enttäuschenden letzten Drittel der Bundesländer eingereiht. Allein die 7 Windräder auf der Höhe über Retzstadt vermeiden jährlich rund 25 000 t CO2 rechnet stv. Landrat Harald Schneider vor und leisten somit nicht nur einen enormen Beitrag zur Energiegewinnung, sondern zur Vermeidung von Klimaemissionen. Zur Erreichung der Klimaziele müsse jedoch der doppelte Windenergieanteil generiert werden. Für Erich Wust liegt das Erreichen dieses Ziels hauptsächlich in der technischen Entwicklung, also dem Repowering. Hierdurch könne ein Windrad die rund 3-fache Energieproduktion leisten.
Da die „Erfolgsgeschichte Windenergie“ in Bayern bedauerlicherweise vorerst gestoppt ist, muss der Bereich der Sonnenenergie neuen Aufschwung erfahren, so Klimaschutzbeauftragter Kohlbrecher, der ja das vom Kreistag im Dez. 2012 beschlossene Klimakonzept umsetzen soll. Bei seiner Zielberechnung für das Jahr 2035 müsste auch die Sonnenenergieproduktion verdoppelt werden. Für den SPD Kreisvorstand, so Vorsitzender Sven Gottschalk, leiten sich daraus natürlich politische Forderungen sowohl an die Landesregierung als auch an die Kommunen ab. Dabei sei die Solarkampagne des Landkreises ausdrücklich zu lobe und sollte bei den Hausbesitzern reges Interesse finden ermutigte Pamela Nembach aus Marktheidenfeld.