Zu Besuch in einer ganz besonderen Einrichtung: SPD-Kreisvorstand im BeneVit-Haus Lohrtal in Frammersbach

06. August 2018

Kuchenduft und helle, bunt und freundlich gestaltete Räume begrüßten vor kurzem die Besucher des SPD-Kreisverband Main-Spessart rund um ihren Vorsitzenden und Landtagskandidaten Sven Gottschalk in Frammersbach. Dass man sich im BeneVit-Haus Lohrtal wohlfühlen kann, wurde den Gästen sofort bewusst. Gottschalk, der die Pflegeeinrichtung schon von früheren Besuchen kannte, warnte seine Kollegen vor: „Eine ganz besondere Einrichtung, die nicht dem üblichen Bild von Pflegeheimen entspricht.“

2018-07 benevit 2

Zukunftsweisendes Hausgemeinschaftskonzept der Aktivierung

Bei der Führung durch das Haus erläuterte BeneVit-Geschäftsführer Kaspar Pfister das Erfolgsgeheimnis: das Hausgemeinschaftskonzept der Aktivierung, welches durch viele Kleinigkeiten in der Gestaltung zu einem lebenswerten Ergebnis führt. Dazu gehört beispielsweise der bunte Teppichboden, der rutschfest und mit speziellen Geräten einfach zu reinigen ist. Oder dass Handläufe auf kurzen Strecken, wie zwischen den Zimmern, fehlen, so dass die Bewohner wenn möglich in Bewegung sind. Weiterhin selbstbestimmt und soweit selbstständig wie möglich zu leben, sei das Ziel der Einrichtung, wozu auch die Einbindung der Bewohner in die alltäglichen Arbeiten im Haus gehöre. Und so bestimmt auch jeder Bewohner seinen Tagesrythmus selbst – sprich wann es zum Frühstück geht oder allgemein wie der Tag organisiert wird. Jeder kann tun und lassen, was er möchte – anpacken oder auch nicht.

2018-07 Benevit

Dass es kein einfacher Weg gewesen sei, das Konzept so umzusetzen gab Pfister auf Anfrage des stellvertretenden Landrates und Bezirkstagskandidaten Harald Schneider unumwunden zu. Die Angst Fehler zu machen, schrecke die Mitarbeiter in Behörden und Verwaltungen davor ab, auch einmal ihre Handlungsspielräume bei gestalterischen Maßnahmen zu nutzen. Dabei erzeuge das Konzept offensichtlich Lebensqualität, denn seit Bestehen der Einrichtung seien drei Bewohner wieder ausgezogen, weil sie sich im Pflegeheim so gut erholt hätten. 54 Menschen leben hier in vier Wohnungen, womit das Haus voll belegt sei und bereits eine lange Warteliste führe.

Fachkräfte fehlen

Auf die Frage nach einem Ausbau der Einrichtung erklärte Pfister, dass die fehlenden Pflegekräfte das Problem seien. Abwerbepraktiken in osteuropäischen Staaten, die vor ähnlichen demografischen Zukunftsfragen stünden, wie Deutschland, halte er für falsch. Die Ausbildung, Förderung und schließlich Anstellung von Fachkräften aus asiatischen Ländern sei hingegen der richtige Weg, den auch Benevit verfolge: so habe das Unternehmen, das an 30 Standorten in fünf Bundesländern Einrichtungen betreibe, zuletzt die sprachliche Ausbildung von 50 philippinischen Fachkräften auf B2-Sprachniveau finanziert. Eine Anstellung scheitere nun an bürokratischen Barrieren. Dabei werden Pflegekräfte überall händeringend gesucht.

2018-07 benevit 1

Dass eine grundsätzliche Änderung im Pflegesystem her müsse und der Grundsatz “ambulant vor stationär” zu überdenken sei, begründete Pfister mit der in seinen Augen finanziell ungerechten Verteilung der Pflegeleistungen nach Pflegeart und den damit verbundenen hohen Kosten für die Allgemeinheit. Während Bewohner stationärer Einrichtungen im Schnitt nur ein Drittel der Kosten von den Sozialkassen erstattet bekämen, falle die Kostenerstattung bei ambulanter Pflege deutlich höher aus. Gleichzeitig raube die ambulante Pflege die Arbeitskraft, denn im Schnitt würde die Fachkraft ein Drittel der Arbeitszeit im Auto verbringen. „Der Mensch muss in Sachen Pflege im Mittelpunkt stehen. Das muss sowohl für die Art der Pflege als auch mit Blick auf Betroffene und Pflegepersonal sowie die Kosten gelten“, bekräftigte Gottschalk abschließend.

Teilen